„Digitalisierung kennt keine Grenzen!“
Im Rahmen des deutsch-tschechischen und durch die EU geförderten Projektes „Industrie 4.0 – Implementierung „Digitale Bildung“ in die berufliche Ausbildung“ fand am 14. Mai das erste von mehreren geplanten Fachsymposien statt.
Ziel des bilateralen Treffens in Karlovy Vary war: Unterschiede im deutschen und tschechischen Ausbildungssystem sowie aktuelle Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt durch die Einführung von Industrie 4.0 zu beleuchten und über die veränderten Anforderungen an die Arbeitnehmer und deren Ausbildung zu diskutieren.
Aus Sicht tschechischer Unternehmen stellten Gerhard Knop von der WITTE Nejdek spol. s r.o. und Ing. Tomas Musíl von der ept connector s.r.o. Svatava folgende Anforderungen an künftige Fachkräfte: Erwartet wird ein sicherer Umgang mit aktuellen Technologien wie der Automatisierung in der Produktion, die Beherrschung von 3D-Druck, die Digitalisierung von Planungsleistungen und die Fähigkeit zu internationaler Kommunikation. Das erfordere insbesondere bei den Auszubildenden eine hohe Arbeitsmotivation und Qualifikation.
Das diese sich mit den gestiegenen Anforderungen schwer tun, führte Ing. Daniel Andrlík als ein Ergebnis einer Unternehmensbefragung der Bezirkswirtschaftskammer Karlovy Vary über Präferenzen und Bedarfe der Arbeitgeber in der Region aus.
DPFA-Regionalmanager Thomas Gritz, Vertreter des Leadpartners DPFA Chemnitz des oben genannten Projektes, erklärte dazu: „Es ist wichtig, mündige Menschen auszubilden, die in der Lage sind, die Vorteile, welche die Digitalisierung und somit die Industrie 4.0 offeriert, zu erkennen und kompetent zu nutzen sowie diese gegen ihre Nachteile abzuwägen. Nur so können wir sie motivieren und in die Gestaltung einbeziehen.“
Die veränderten Anforderungen des Arbeitsmarktes erläuterte Tomas Boura vom Arbeitsamt Karlovy Vary. Als wesentlicher Aspekt stellte sich heraus, dass Fachkräfte immer stärker spezialisiert sein müssen. Besonders bemerkenswert waren dabei die mit Hilfe des Projektes EURES TriRegio erfassten Bedarfe bezüglich der Fachkräftesituation: Diese sehen im Vergleich zwischen Tschechien, Polen und Sachsen aktuell ähnlich aus. In allen drei Regionen ist es für die Unternehmen problematisch, geeignetes Fachpersonal zu finden.
Die Experten waren sich einig, dass die Digitalisierung dem Fachkräftemangel durch die Gestaltung entsprechender Prozesse, entgegengewirkt. Dennoch musste Dr. Ulrich Bobe, als Vertreter des Netzwerkes Chemnitzer Maschinen- und Anlagenbau sowie der Wirtschaftsförderung Erzgebirge GmbH darauf hinweisen, dass noch immer zahlreiche, mittelständische Unternehmen, welche die Wirtschaft in den deutschen und tschechischen Grenzregionen dominieren, sich nicht intensiv genug mit den Erfordernissen und Möglichkeiten der Industrie 4.0 auseinandersetzen.
„Wir sollten nicht von einem zusätzlichen Problem in einer immer komplexer werdenden Welt ausgehen, wenn wir über Digitalisierung sprechen, sondern diese als Chance und Teil der Lösung sehen, verstehen und nutzen“, fasst Thomas Gritz zusammen.
Ein abschließender, interkultureller Workshop mit Tobias Cramer von der VSE Prag widmete sich den Gemeinsamkeiten und Unterschieden der deutschen und tschechischen Arbeitswelten. Dabei wurde deutlich, dass die gegebenen kulturellen Unterschiede – genial improvisiert versus perfekt geplant – zu Missverständnissen in der grenzübergreifenden Kooperation führen könnten.
Deshalb sollte man sich diese bewusst machen und aufeinander zugehen. So spielen in der tschechischen Arbeitswelt etwa interpersonelle Beziehungen eine größere Rolle als in Deutschland. Hier dominiert wiederum, im Unterschied zu den Nachbarn, der geplante Weg, der Schritt für Schritt abgearbeitet werden muss sowie eine strikte Trennung zwischen Arbeit und Privatleben.
Veranstaltet wurde das Fachsymposium vom Projektpartner Bezirkswirtschaftskammer des Bezirkes Karlovy Vary, vertreten durch Radek Pašava. Als Ehrengast konnte der Generalkonsul der Tschechischen Republik in Dresden, Dr. Jiří Kuděla, begrüßt werden. Einen weiteren, wichtigen Anteil an der Gestaltung hatten außerdem Mgr. Pavel Janus vom Projektpartner ISŠTE Sokolov, Nathan Begoc von der IHK.